Übung - Ich kann das
Eigentlich wollten Sie heute das Ruder herum reißen, es richtig gut machen, nicht wieder klein beigeben oder wütend werden. Aber es reicht gerade nicht. Sie sind fertig, ausgelaugt. Enttäuscht von sich selbst.
Doch Sie können sich in einen anderen Zustand versetzen, sich selbst stärken. Ein möglicher Weg ist der folgende:
Egal wo Sie gerade sind, ob im Zug oder Bus, zu Hause vor dem Fernseher oder im Büro - überlegen Sie, wann Sie die Kraft, die Stärke, die Entschlossenheit – einfach jenes Gefühl - nach dem Sie jetzt suchen, schon mal zur Verfügung hatten. Vielleicht war es in einer völlig anderen Situation: Zum Beispiel, als Sie beim Geburtstag von Onkel Emil ganz klar und deutlich gesagt haben: "Nun hör doch mal auf mit den blöden Witzen!" und alle nur erstaunt schauten, weil das zwar schon viele gedacht, aber niemand ausgesprochen hatte. Oder in dem Moment, wo Sie gegenüber Ihrer Tochter ganz ruhig und selbstverständlich sagten, dass sie um 22 Uhr zu Hause sein soll, dass Sie das so wollen und nicht mit ihr diskutieren werden.
Nehmen Sie den ersten Moment, der Ihnen in den Sinn kommt, egal wie lange er zurück liegt. Dann holen Sie sich mit Hilfe all Ihrer Sinne diesen Moment in die Gegenwart:
Waren Sie damals drinnen oder draußen?
Welche Farben gab es in der Umgebung?
Was konnten Sie sehen?
War es kühl oder warm? Tag, Abend oder Nacht?
Wie war das Licht?
Was hatten Sie an?
Waren Sie allein oder mit anderen? Wer war noch dabei?
Erinnern Sie sich an die Gespräche, die Themen, an Geräusche und Töne.
Erinnern Sie sich an Berührungen, das Gefühl auf der Haut. Gab es zu essen oder zu trinken?
Erinnern Sie sich an die Düfte und Gerüche, den Geschmack auf der Zunge.
Und dieses gute Gefühl im Körper, wo spüren Sie das?
Sitzen Sie anders da?
Lächeln Sie?
Spüren Sie die Selbstverständlichkeit Ihres Tuns in der Atmung?
Ist Ihre Wirbelsäule aufrechter?
Spüren Sie die Füße auf dem Boden, wenn Sie daran denken?
Vielleicht kommen umso mehr Eindrücke, je mehr Zeit Sie sich lassen. Vielleicht ist alles sofort wieder da. Das mag ganz unterschiedlich sein. Manches werden Sie auch gar nicht erinnern. Alles ist in Ordnung, so wie es sich bei Ihnen ergibt. Genießen Sie das Wiedererleben der alten Erfahrung solange Sie mögen.
Nehmen Sie dabei alles wahr, was diese Erinnerung in Ihrem Körper und in Ihren Gedanken auslöst: Ein kleines Lächeln auf den Lippen? Tiefe Atemzüge? Ein wenig Entspannung im Körper?
Probieren Sie nun aus, welcher kleine Impuls Ihren Körper am ehesten daran erinnert, dass er das längst kann, was Sie von ihm wollen:
Ist es die aufrechte Haltung? Der tiefere Atem? Das Bild der Tochter? Ist es der Gedanke "der kann mich mal!" oder die Vorstellung, dass Ihre Füße im Boden verwurzelt sind und Sie somit nichts umwerfen kann?
Testen Sie es. Seien Sie mutig. Machen Sie sich bewusst, dass Sie bereits alles in sich tragen, um künftig mit innerer Überzeugung in Ihrer Haltung und Ihrem Handeln klar zum Ausdruck zu bringen - ICH KANN DAS!