Erste Hilfe für die Seele

Erste Hilfe mit HerzDie meisten von uns haben irgendwann Erste-Hilfe-Maßnahmen erlernt, die bei Unfällen o.ä. angewandt werden sollen, um verletzten Menschen beizustehen, bis professionelle Helfer übernehmen können.

Doch wie sieht es aus, wenn wir seelische Notfälle bemerken? Können wir dann auch "Erste Hilfe" leisten?

Klare Antwort - JA!

Jeder von uns kann das tun, weil wir alle über die dafür notwendigen Fähigkeiten verfügen.

Diese Grafik veranschaulicht, welche das ganz konkret sind:

Erste Hilfe für die Seele

Möchten Sie weiterführende Informationen nachlesen (u.a. zum Erkennen von Krisen, Selbstfürsorge für Helfer, Beschreibung einzelner Krankheitsbilder), so können Sie dafür eine Broschüre nutzen, die über folgenden Link zum Download bereit steht: https://cloud.freiraum-psychologische-beratung.de/index.php/s/BMeS3fPNGMyRDTf

Wenn es doch so einfach erscheint, einem (vertrauten) Menschen in seelischer Not beizustehen, warum fühlen sich viele davon überfordert und reagieren zögerlich oder gar nicht? Der Hauptgrund ist hier sicher in der Unsicherheit zu sehen. Oft weiß man nicht, ob man die Beobachtungen ansprechen soll. Hat man die Anzeichen richtig erkannt? Findet man die richtigen Worte, stellt dem Betroffenen die richtigen Fragen? Löst man möglicherweise negative Folgen aus, wenn man jemanden auf das Thema Suizid anspricht?

Beispiele, wie man mit typischen Situationen umgehen kann:

Wird die Frage „Wie geht es dir gerade?“ so an das Gegenüber gerichtet, dass deutlich wird, es gibt genug Zeit und Raum für eine ehrliche Antwort, wirkt das entlastend für denjenigen, der über seine Probleme sprechen kann.

Hilfreich ist es außerdem, die eigenen Beobachtungen neutral, ohne Bewertungen zu formulieren:
„Ich habe den Eindruck, dass du dich seit einigen Wochen zurückziehst.“
Sofern möglich, sollte dabei möglichst konkret benannt werden, welche Sorgen man sich macht.

Es ist erwiesen, dass es genau das Richtige ist, zu fragen: „Spielst du mit dem Gedanken, dir das Leben zu nehmen?“ Die Betroffenen erleben dadurch oft eine große Erleichterung. Mit dieser Frage wird ihnen etwas unheimlich Bedrückendes und Tabuisiertes genommen.

Ende der Neunzigerjahre entwickelten Betty Kitchener (sie ist Krankenschwester) und Anthony Jorm (er forscht in der klinischen Psychologie) in Australien einen "Erste-Hilfe-Kurs für psychische Probleme". Sie wollten damit für medizinische Laien die Möglichkeit schaffen, sich grundlegendes Wissen über die häufigsten psychischen Krankheitsbilder (Depression, Angst, Sucht, Psychose) und deren Behandlung anzueignen. Die Teilnehmer lernen, wie sie Anzeichen erkennen und mit welchen Schritten sie darauf reagieren können. Es geht außerdem um die Gestaltung von Gesprächen, sowohl bei dem erstmaligen Ansprechen auf beobachtete Symptome als auch während eines längeren Prozesses der Behandlung, den z.B. Angehörige oder Freunde aktiv begleiten möchten.   

Das Programm „Mental Health First Aid“ fand in Australien sehr schnell großen Zuspruch. Mehr als 900.000 Menschen haben den Erste-Hilfe-Kurs dort inzwischen absolviert. Mittlerweile entstanden bereits in 24 Ländern Netzwerke nach australischem Vorbild. Dazu zählt auch Deutschland. Das „Zentralinstitut für Seelische Gesundheit“ in Mannheim ist der Träger des deutschen Modells „MHFA-Ersthelfer“.

Alle Informationen und Kurstermine für die deutschlandweit in Präsenzunterricht oder online stattfindenden 12stündigen psychologischen Erste-Hilfe-Kurse finden Sie auf der Seite:

https://www.mhfa-ersthelfer.de/de/

Spezielle Voraussetzungen für die Kursteilnahme gibt es nicht. Es kann im Anschluss eine Prüfung abgelegt und damit eine Zertifizierung erworben werden.